Warum ich Computerspiele spiele

Ich kann fünf Gründe aufzählen, aus denen mich ein Computerspiel reizen kann. Nicht jedes Spiel erfüllt jede dieser Anforderung, aber zumindest die erste wird von allen Spielen bedient.

  1. Zeitvertreib Das Spiel bietet Ablenkung und Unterhaltung in unausgefüllten Minuten.
  2. Challenge Das Spiel bietet eine Herausforderung. So muss ich zum Beispiel im richtigen Moment die richtige Taste drücken (Super Mario, Tomb Raider, Prince of Persia, WarioWare: Smooth Moves), zwei richtige Teile zusammensetzen und ein Spielbrett leer räumen (Solitaire, Tetris, Bubble Shooter, Boom Blox), ein Spielbrett leer räumen und dabei nicht sterben (Pac-Man, Apeiron). Oder ich muss ein Puzzle lösen, um weiterzukommen (Puzzle Agent, Cogs, Botanicula), sollte dabei nicht sterben (Edge, Portal) usw. Oder ich muss ein funktionierendes komplexes System aufbauen und dabei nicht bankrott gehen (Sim City und Derivate). Die Challenge wird inzwischen von vielen Spielemachern so gestaltet, dass bei jedem noch so kleinen Fortschritt ein Bonustext freigeschalten wird („instant gratification“), der dann auf Facebook gepostet werden kann („Mutig: <Spielername> hat einmal die rechte Pfeiltaste gedrückt!“).
  3. Spannung Das Spiel erzählt eine Geschichte, die mich fesselt. Ich erfahre mehr Details, je weiter ich komme, und das spornt mich an, weiter zu forschen (Riven, Syberia, Indiana Jones 3 und 4). Dieser Punkt wird inzwischen von vielen Spielemachern so interpretiert, dass eine hanebüchene Geschichte erzählt werden muss, die bei genauerem Hinschauen nicht spannend ist. Ein Teil der Spannung ist auch Humor: Ich kann beim Spielen häufig über das gesagte oder getane lachen.
  4. Entspannung Das Spiel ist sphärisch. Es ist selten eine schnelle Reaktion gefragt, es gibt keine schwierigen Aufgaben, ich kann mich zurücklehnen und geniessen (FlowerRiven).
  5. Kunst Das Spiel bringt eine bestimmte Atmosphäre und Stimmung mit sich. Mehr als in „normalen“ Spielen wird auf die Ausdrucksform des Inhaltes Wert gelegt. So erzeugt eine bestimmte Optik Schaudern (Limbo), grosse Landschaften Ehrfurcht (Shadow of the Colossus), die Musik bestimmt das Empfinden stark mit (Journey).

Natürlich hat jedes Spiel eine unterschiedliche Dosis an oben genannten Zutaten. Und ein Spiel ist nicht zwangsläufig gut, wenn es alle Zutaten enthält. Allerdings, so glaube ich, wird niemand ein Spiel spielen, dass ausser von 1. nichts weiter enthält. Und am einfachsten zu entwerfen und zu spielen ist ein Spiel, dass nur 1. und 2. enthält, daher sind wahrscheinlich die meisten Online-Spiele nach diesem Muster gestrickt. Spiele mit Zutaten 3., 4. und 5. erwarten auch vom Spieler mehr Einsatz, dieser muss sich auf die Zutaten auch einlassen. „Dear Esther“ zum Beispiel wäre eine Enttäuschung, wenn man sich nur alle paar Wochen ein paar Minuten damit beschäftigt. Bei „Angry Birds“ ist dieses Verhalten kein Problem.

Abschliessend und rückblickend haben mich doch die Spiele am meisten begeistert, die ein wenig von jeder Zutat enthalten haben. Monkey Island darf das für sich in Anspruch nehmen, Syberia und Amerzone auch, und natürlich mein Allzeitfavorit, Riven.